Das Lied von der krummen Lanke
1.Vor zwee Jahren im Aujust habe ick noch nicht jewusst,
das ich heute Klagelieder singen muss.
Damals hat ick, erst entfernt, meine Emma kennjelernt,
ach, und heute is schon mit der Liebe Schluss.
In `nem Jrunewaldlokal sah ich sie zum erstenmal,
sie trank Kaffee und aß Liebesknochen zu,
und ick schlängelte mir ran, dann fing`n wir zu meckern an,
und um achte sagten wir schon beede "DU "
2.Nachher saß ich mit der Emma uff `ner Banke,
über uns da sang so schmelzend ein Pirol.
Unter uns da lag so still die krumme Lanke,
neben uns aß eener Wurscht mit Sauerkohl.
Gerade rüber zog sich eener an vom Baden,
und wir sah`n ihn noch im Badeanzug jehn.
Da sprach Emma zu mir traut: "Bis Du ooch so schön jebaut?"
Und dann gab se mir nen Kuss, ach, war det scheen.
3. Ach, der erste Kuss war scheen, drum blieb`s nich bei den een`,
denn een Kuss alleene hat nich viel Zweck. Emma küsste mit Jefühl,
und die Nacht die war so schwül, und der letzte Zug war sowieso schon weg.
Aber um die Weihnachtszeit meinte sie: "Es ist so weit!" Weinend sprach sie:
"Det Malheur, es is von dir." Darauf dacht ick`: "Au verdammt!"
Und jing hin zum Standesamt. Und dann macht ick schleunigst Hochzeit auch mit ihr.
4.Und nun saß ick wieder mit ihr uff `ner Banke,
und die Orjel hat so wunderschön jetönt.
Und wir dachten beede an die krumme Lanke
Und die janzen ollen Tanten hab`n jeweent.
Der Herr Pastor hielt so schöne fromme Reden,
und er sprach ooch wat von Jungfrau rein und klar,
denn er hat ja nischt jewusst von dem Abend im Aujust,
weil er damals nich dabeijewesen war.
5. Und nun war`n wir Frau und Mann, und bald kam der Kleene an,
da bekamen wir`n Schreck janz fürchterlich!
Eenen Wasserkopp angro Und die Beene krumm wie`n O`s
war so`n richt`ger kleener Krummelankerich.
Ach, der Junge der war toll, alle Windeln macht er voll,
und ick spülte dann die dreckjen Dinger aus, denn die Emma meente jlatt,
det se det nich nötig hat. Dadurch kam bei uns der erste Streit ins Haus.
6.Nachher saß ick in der Küche uff der Banke,
und die Windeln hingen rum so wunderschön,
und `ne Filiale von der Krummen Lanke
macht`der Kleene mir uffs linke Hosenbeen.
Nachts, da konnte keener von uns ruhig schlafen,
denn der Bengel brüllte bis zum Morgen fast; und da riss uns die Jeduld,
eener jab dem andern Schuld. "Hättste damals lieber nich den Zug verpasst."
7. Seit der Zeit jab`s jeden Tach uns den jrössten Krach,
denn der Emma schwoll janz fürchterlich der Kamm.
Und sie haute jeden Topp Kurz und kleen uff meinem Kopp,
meene Birne wurde weich wie`n Jummischwamm.
Voll Verzweiflung schafft ick dann mir ne andre Freundin an,
doch die Emma hat`s natürlich rausjekriegt; und sie reichte,
wie jemein, jleich die Scheidungsklage ein. Darauf kriegten wir `ne Ladung vors Jericht.
8.Und nu saß ick wieder mit ihr uff `ner Banke,
und der Richter hat uns beede dann verhört. Wütend dacht` ick:
"Die verfluchte krumme Lanke!" Und dann wurde ick als schuld`jer Teil erklärt.
Nu muss ick für Emma und det Jör bezahlen,
und ick komm mein Leben lang nich mehr zur Ruh.
Det soll mir `ne Warnung sein, ick fall nich noch eenmal rein,
ick koof mir Sand und schipp die Krumme Lanke zu.
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